4 Jahre Magenbypass – Rückblick, Gewicht, WDEIA

Rückblick – Gewicht, Dumpings

Ende Januar 2019 hatte ich meine Magenbypass-Operation und seitdem ist viel passiert. 4 Jahre mit Magenbypass, die Zeit verfliegt.

Ich habe in einem Zeitraum von 7 Monaten knapp 36 Kilo abgenommen. Gestartet habe ich mit 96 Kilo und mein Wunschgewicht von 60 Kilo im September erreicht.

Seitdem halte ich dieses Gewicht relativ gleich. Im letzten Jahr war ich immer bei knapp 62 Kilo. Es gab auch bis September 2022 keine grossen Veränderung, Probleme oder Spätkomplikationen. Ja, ich hatte im Juni 2019 noch eine kleine Operation, da sich ein wenig Narbengewebe im Bauchraum gebildet hat. Dadurch hatte ich bei Drehbewegungen des Oberkörpers immer mal ein unangenhemes Ziehen im Bauch. Das wurde dann in einer 30 minütigen, minimalinvasiven Operation entfernt und seitdem ist auch alles in bester Ordnung.

Ab und an habe ich auch immernoch meine Spätdumpings aber damit habe ich gelernt umzugehen. Wenn ich merke, dass mein Kreislauf anfängt zu spinnen nehme ich zwei Traubenzucker, lege mich wenn möglich kurz hin oder bleibe einfach 20-30 Minuten sitzen und dann ist das auch wieder vorbei.

Was hat sich geändert und was ist passiert?

Im September habe ich allerdings eine spezielle Allergie diagnostiziert bekommen. Abgekürzt heisst diese Allergie WDEIA und ich erkläre euch was das genau sein soll. Höchstwahrscheinlich habe ich die aber schon jahrelang und man hat erst jetzt rausgefunden was da genau bei mir los ist.

Im Mai 2022 wurde ich mit einem Anaphylaktischen Schock in die Klinik gebracht. Wir waren zu Besuch bei meinen Eltern in Deutschland und ich kam gerade mit meiner Mutter vom Einkauf zurück, da merkte ich, dass meine Finger und meine Lippen anschwollen und meine Augeninnenwinkel furchtbar anfingen zu jucken. Da ich dieses Gefühl noch gut kannte vom ersten mal als das passiert ist (das müsste im Oktober 2017 gewesen sein) wusste ich ganz genau was gleich passieren wird.

Ich habe also meinem Paps gesagt, er soll bitte sofort den Rettungsdienst anrufen und mein Mann hat den Epi-Pen bereit gelegt. Ich habe meine Notfallmedikament eingenommen und als der Rettungsdienst auf dem Weg war, hat mir mein Mann die Dosis Adrenalin aus dem Epi-Pen in den Oberschenkelmuskel gespritzt. Ab dem Moment weiss ich leider nicht mehr sehr viel von dem ganze Trubel, da ich ohnmächtig wurde. Zum Glück haben wir sehr schnell reagiert so dass meine Luftröhre nicht stark zugeschwollen ist und ich weiterhin einigermassen „normal“ atmen konnte.

Der Rettungsdienst hat dann sein Ding gemacht, mich ins Krankenhaus gefahren und ich musste natürlich die Nacht dort bleiben… In der „Notfall-Abstellkammer“ auf der Intensivstation, weil das Krankenhaus total voll belegt war und kein Zimmer frei. Über diese Nacht dort könnte ich einen halben Roman schreiben aber sagen wir mal soviel, ich müsste das nicht nochmal erleben wenn es geht. Allerdings wurde sich gut um mich gekümmert, soviel dazu.

Allergietest ahoi… Mehlstaub und WDEIA

Als ich dann wieder in der Schweiz war und mein Hausarzt das ganze Drama mitgekriegt hat, sollte ich zu einem nochmaligen Allergietest gehen. Ich hatte Anfang der 2000er mal einen Allergietest gemacht , da ich die Befürchtung hatte dass ich auf Mehlstaub allergisch reagiere und meine Eltern eine eigene Bäckerei hatten (in unserem Wohnhaus. Ich war also immer dem Mehl ausgesetzt). Was sich auch in Form einer Weizen-, Roggen- und Gerstenallergie bestätigt hat. Allerdings, so habe ich es verstanden, können diese Anaphylaktischen Schocks nicht davon gekommen sein.

Nach einer langen und ausführlichen Anamnese durch den Allergologen, mehreren Hauttests und auch einem grossen Bluttest wurde mir mitgeteilt, dass ich eine weizenabhängige, anstregungsinduzierte Anaphylaxie hatte (WDEIA). Diese Art der Weizenallergie nennt sich abgekürzt WDEIA und ist noch nicht sehr lange bekannt. Wie der Name schon sagt wird der Anaphylaktische Schock durch Weizen in Kombination mit körperlicher Anstrengung ausgelöst. Man hat jedoch festgestellt, dass es auch noch andere Verstärker dafür gibt. So auch Medikamente einer bestimmten Gruppe (NSAR), Alkohol, Stress und Infekte.

Disclaimer

Ein kurzer Disclaimer vorab: Ich bin kein Arzt und habe mir mein (vermeintliches) Wissen auch nur mühsam aus dem Internet besorgt, da es hierzu, wie ich schon sagte, noch nicht viele Informationen gibt. Ich gebe hier also keine Garantie für meine Informationen. Informiert euch bitte bei eurem Arzt selbst oder lest in Fachmedien darüber.

Wie kommt es also zur Anaphylaxie?

Stellt euch vor, ihr esst ein Brötchen mit Marmelade zum Frühstück und beschliesst eine Stunde später Joggen zu gehen. Nun kann es bei dieser Art der Weizenallergie passieren, dass ihr nach kurzer Jogging-Zeit eine anaphylaktische Reaktion habt. Hättet ihr keinen Sport gemacht oder vor dem Sport kein Weizenprodukt gegessen, wäre das nicht passiert. Es ist also immer die Kombination aus Weizen und einem sogenannten Trigger.

Wenn so einfach wäre würde ich einfach keinen Sport machen (mach ich ja eh kaum 😉 ) leider weiss man das nie so genau. Bei mir ist der Trigger höchstwahrscheinlich Ibuprofen. Ich nehme also kein Ibuprofen mehr und habe meine gesamte Ernährung auf Weizen- und Glutenfrei umgestellt. Ich esse absolut keine Weizenprodukte mehr und habe auch alles entsorgt wo irgendwie Weizen drin sein könnte.

Wo ist Weizen enthalten?

Erst seit ich diese Diagnose habe und mich Weizenfrei ernähre, habe ich festgestellt in wievielen Produkten überall Weizen enthalten ist, bei welchen man es teilweise nicht erwarten würde. Da gibt es dann so Sachen wie Haribo und Milka. Hier ist es mir als erstes aufgefallen. In manchen Schokoladen (und nein, ich meine nicht die mit einem Keks in der Mitte oder solche Sachen, sondern die ganz normalen Sorten) und in einigen Gummizuckerwaren ist tatsächlich Weizen drin.

Bei Sojasauce muss man aufpassen, manche Kartoffelchips-Sorten (Achtung bei Pringles!) und selbst in manchen Glutenfreien Lebensmitteln ist Weizen bzw. glutenfreie Weizenstärke enthalten. Auch wenn sie glutenfrei ist darf ich sie nicht zu mir nehmen, da der Ursprung eben Weizen ist. Uf Bier und vorallem Weissbier muss man komplett verzichten. Es gibt zwar glutenfreies Bier aber auch da muss man genau hinschauen.

Alltagsleben

In meinem normalen Alltag lässt sich das ganze glutenfrei Essen auch gut umsetzen. Ich koche alles selbst und nehme mein Frühstück und Mittagessen für die Arbeit einfach von zu Hause mit. Schwieriger wird es wenn wir ins Restaurant gehen oder im Urlaub sind. Auch mal eben schnell unterwegs ein belegtes Brötchen oder ein Croissant auf die Hand ist leider nicht mehr möglich für mich.

Wir waren letztens eine Woche in London und das war perfekt. London ist ein Paradies für Zöliakiebetroffene und Weizenallergiker wie mich. In so gut wie jedem Restaurant gibt es entweder eine komplette Karte nur für glutenfreie Speisen oder es wird in der normalen Speisekarte markiert. Auch fertige Sandwiches und kleine Kuchen und Cupcakes gibt es als glutenfreie Variante.

Körperliche- und geistige Gesundheit

Durch die Umstellung auf die glutenfreien Lebensmittel habe ich auch wieder 2 Kilo abgenommen seit September 2022. Ich habe tatsächlich nichts anders gemacht als von Weizen-/ glutenhaltigen Produkten auf glutenfreie Alternativen umzusteigen. Somit liegt mein Gewicht jetzt wieder bei 60 Kilo.

Auch meine Verdauung dankt es mir offenbar. Ich habe wieder einen flachen Bauch und bin nicht ständig aufgebläht. Auch dieses ständige, drückende Gefühl im Bauchraum ist nicht mehr da. Mir geht es im allgemeinen besser …jedenfalls körperlich. Meine Psyche macht mir allerdings manchmal etwas Mühe. Ich muss doch noch sehr daran arbeiten zu akzeptieren, dass ich nicht mehr einfach alles essen kann worauf ich gerade Lust habe. Auch im Flugzeug zu sitzen stellt sich für mich momentan als mentale Herausforderung dar. Im Auto, Zug und Bus kann ich jederzeit anhalten (Nothalt drücken) und ins Krankenhaus fahren wenn sich ein allergischer Schock einstellt. Im Flugzeug gestaltet sich das schwierig. Ich habe natürlich meine beiden Epi-Pens und meine Notfalltabletten immer dabei, jedoch ist dies ja nur die Erste-Hilfe. Bis ich also aus dem Flugzeug in ein Krankenhaus gebracht werden könnte vergeht einfach sehr viel Zeit, was lebensgefährlich für mich sein könnte.

Aber ich arbeite daran meine Angst in den Griff zu kriegen.

Ich hoffe, ihr habt nun einen kleinen Einblick bekommen was bei mir so los ist.

Kennt sich vielleicht von euch jemand mit dieser Art der Allergie aus? Hat sie vielleicht selber und kann mir noch Tips geben? Ich würde mich sehr darüber freuen.

Liebe Grüsse,
Jessi

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