Magenbypass – Eindrücke nach 4 Jahren

Seit dem 30. Januar 2019 bin ich nun schon Besitzerin eines Magenbypasses und dachte, ich gebe euch mal ein paar Eindrücke aus den letzten 4 Jahren und beantworte ein paar Fragen, die sich bestimmt einige stellen.

Würde ich es nochmal tun?

Ganz kurz: Ja.

Etwas ausführlicher: Ich bereue den Schritt nicht, ich bin sogar sehr glücklich, dass ich mich für den Magenbypass entschieden habe. Bei mir hat alles wunderbar geklappt und ich danke allem und jedem dafür, dass ich (fast) keine Komplikationen hatte oder habe.

Ich habe mich vor der Operation sehr gut informiert und jedes Schnippselchen an Information in Blogs, Videos, Zeitungsberichten etc. nur so aufgesaugt und lange mit meinem Mann beratschlagt. Ich wusste vor der Operation ganz genau was da auf mich zukommen könnte und welche Komplikationen eintreten können, abgesehen von den allgemeinen Risiken einer Operation.

Ich habe einen wunderbaren Chirurgen, den ich einmal im Jahr zum Kontrolltermin sehe und fühlte mich von Anfang an sehr gut aufgehoben. Auch im Krankenhaus war alles super und die Infos und Ratschläge, die ich bekommen habe, haben mir sehr geholfen.

Welche Risiken gibt es?

Zu den allgemeinen Risiken einer OP muss ich nicht viel sagen, denke ich. Das wissen die meisten. Ich versuche mal so gut es geht alle Beschwerden aufzulisten, die nach/während einer Magenbypass-Operation auftreten können.

Was bei einem Roux-en-Y Magenbypass passieren kann reicht von Dumping, Pouchvergrösserung, Engstellen, Magendurchbruch, Auflösung der Naht, Gallensteine, Bauchfellentzündung, Mangelerscheinungen, Hernie, Haarverlust und Alkoholintoleranz. Es gibt bestimmt noch mehr, aber das hier ist ja kein ärztliches Fachjournal.

Bei mir gab es tatsächlich zwei der oben aufgeführten Beschwerden. Und zwar das Dumping-Syndrom und der Haarverlust. Zum Glück die zwei am wenigstens schlimmen. Ab und zu habe ich heute noch ein Spätdumping (Dumping – was ist das?) und im ersten Jahr nach der Op (vielleicht sogar 1 1/2 Jahre) hatte ich ziemlichen Haarausfall. Zum Glück habe ich viele Haare, da fiel es nicht auf. Alles andere ist bei mir nicht eingetreten. Gallensteine können natürlich immer noch passieren, aber das kommt auch bei Menschen ohne bariatrische OP vor.

Über die genauen Risiken eines Magenbypasses und die allgemeinen Risiken einer Operation kann euch natürlich euer behandelnder Arzt viel besser informieren. Der hat das schliesslich studiert. Ich nicht.

Darf man alles essen?

Niemand kann dich zu irgendwas zwingen aber man sollte natürlich die Ratschläge und Vorgaben der Ärzte beherzigen. Vor allem gerade am Anfang sollte man erstmal aufpassen und einige Lebensmittel weglassen. Kohlensäurehaltige Getränke, faseriges Fleisch, Rohokost, zu viel Zucker bzw. Kohlenhydrate sollte man nicht zu sich nehmen. So wurde es mir jedenfalls erklärt. Aber auch hier, haltet euch daran was euer Arzt euch sagt!

Was sollte man essen?

Mir wurde gesagt ich solle viel Eiweiss zu mir nehmen. Das kann man aber auch überall lesen, also war das keine grosse Überraschung. Eine ausgewogene Ernährung ist grundsätzlich wichtig, ob Magenbypass oder nicht. Aber besonders mit Magenbypass muss man noch mehr darauf achten, da wir nur Kleinstmengen zu uns nehmen können und versuchen müssen dadurch so viele Vitamine und Nähstoffe zu bekommen wie möglich um Mangelerscheinungen so gut es geht zu verhindern.

Ausserdem soll man immer erst die Eiweissquelle auf dem Teller essen, wenn dann noch Platz ist das Gemüse und erst zum Schluss die Kohlenhydratbeilage (falls man überhaupt eine auf dem Teller hat).

Gerade am Anfang nach der OP wird das so noch nicht funktionieren, da man meist schon nach zwei, drei Bissen satt ist. Ich habe hier viel Eiweiss zu mir genommen in Form von Quark, Shakes etc. Das macht satt und ich kam so auf meine tägliche Eiweissmenge.

Wieviele Schnitte sind für die OP nötig?

Bei mir waren es acht kleine Schnitte. Von 1 cm bis ca. 2,5 cm ist alles dabei. Da die OP laparoskopisch (minimal-invasiv) durchgeführt wird, braucht es keinen grossen Bauchschnitt und somit entstehen hier keine grossen Wunden.

Sind die Narben stark zu sehen?

Nach vier Jahren sieht man wirklich nicht mehr sehr viel. Die Narben sind mit den Jahren heller geworden und mir persönlich fallen sie gar nicht mehr wirklich auf, ausser ich guck genau drauf. Am Anfang waren sie natürlich ziemlich zu sehen aber wenn man sie gut eincremt und pflegt, dann werden sie auch irgendwann sehr unauffällig. Vorausgesetzt derjenige der zugenäht hat hat gut gearbeitet.

Was war das Schlimmste nach der OP?

Hier kann ich nur von mir sprechen, da das wahrscheinlich jeder anders empfindet. Ich hatte ziemliche Schmerzen und konnte anfangs nicht aufrecht gehen, sondern musste immer leicht gebeugt gehen und stehen. Aber das schlimmste war meine Angst, dass irgendwas „kaputt geht“. Ich hatte Schiss, dass im Bauch die Klammernähte nicht richtig dicht sind und dann irgendwie die Flüssigkeit, die ich zu mir nehme, in die Bauchhöhle fliesst. Dann hatte ich Angst, dass ich eine Hernie bekomme durch die Abnahme oder eine Verdrehung des Darms und somit einen Darmverschluss. Mein Kopf hat da ganze Arbeit geleistet und mir die gruseligsten Szenarien vorgespielt. Aber, es ist alles wunderbar verheilt und nichts ist passiert.

Was ist mit dem Restmagen?

Der abgetrennte, grösste Teil des Magens bleibt beim Magenbypass im Körper. Anders als beim Schlauchmagen. Hier wird der abgetrennte Teil aus dem Bauch geholt und entsorgt. Mein Magen ist noch da und kann theoretisch wieder in seinen Ursprungszustand zurückversetzt werden. Aber im Moment hat er einfach nicht mehr wirklich was zu tun und schwabbelt einfach in meinem Bauchraum vor sich hin.

Hat man ein Hungergefühl?

Ja und Nein. Am Anfang hatte ich gar kein Hungergefühl. Nie.

Jetzt hab ich ab und zu ein Hungergefühl. Aber es ist nicht mehr so wie früher. Es fühlt sich anders an, beschreiben kann ich es aber nicht.

Ich kann locker bis Nachmittags nichts essen, wenn nötig, ohne vor Hungerschmerz fast umzufallen. Ich merke zwar, dass ich mal was essen könnte aber es muss nicht unbedingt sein.

Das ist ganz praktisch wenn ich nüchtern zur Blutabnahme oder Magenspiegelung muss und der Termin erst um die Mittagszeit oder sogar erst Nachmittags ist. Das ist dann kein Problem. Nur meinen Milchkaffee am Morgen vermisse ich dann 😉

Hab ihr noch Fragen? Gibt es irgendwas, das euch nicht ganz klar ist? Ihr dürft mir gern einen Kommentar da lassen oder mir eine Mail schreiben.

Jessi xx

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