Das YouTube-Problem. Esse ich wie vorher?
Ich hatte unter meinem YouTube Video einen Kommentar, bei dem ich mal wieder gemerkt habe, wie falsch die Zuschauer Youtuber/ Blogger und deren Leben einschätzen.
In besagtem Video, erzähle ich ein bisschen über meine Ernährung kurz nach der OP und wie es nun, nach drei Monaten mit Magenbypass, aussieht. Wie du sicher in meinem Beitrag „3 Monate Magenbypass. Meine Ernährung“ gelesen hast, kann ich so gut wie alles essen. Ich habe nur einmal ein Dumping gehabt (wenn es überhaupt eins war) und ansonsten keinerlei Probleme beim Essen.
Der Kommentar unter dem Video lautete ungefähr so:
„Man merkt, dass deine Essgewohnheiten sich nicht geändert haben und es im Kopf nicht klick gemacht hat. Was du da isst, ist schlecht und tut dir nicht gut. Aber vielleicht wachst du irgendwann noch auf. „
In diesem Video zeige ich 23 Bilder von meinem Essen. Hätte ich über 3 Monate jede Mahlzeit fotografiert, die ich zu mir genommen habe, müsste es ca. 270 Bilder in dem Video geben. Und das nur, wenn ich mit 3 Mahlzeiten am Tag rechne und davon ausgehe, dass ich keine Zwischenmahlzeiten zu mir genommen habe.
Die Annahme, dass in einem YouTube-Video, das Leben des Menschen vor der Kamera so aussieht, wie man es als Zuschauer wahrnimmt, ist einfach falsch. Sei das nun ein Beauty-Youtuber, ein Reiseblogger oder eben ich. Erst einmal steckt in einem Video sehr viel Arbeit. Drehen ist das kleinste Problem. Zuerst macht man sich Gedanken um das Videothema, macht sich Notizen und versucht es zu strukturieren, damit es nicht eine Stunde lang wird. Dann kommt der Set-Aufbau, Ton, Licht und am Schluss der Schnitt. Hier steckt die meiste Arbeit drin. Herausfinden welche Passagen man rausschneiden kann und das Video trotzdem noch Sinn ergibt. Dann braucht man noch ein schönes Thumbnail, das auch erst mal erstellt werden will.
Hätte ich also 270 Bilder von meinem Essen in das Video reingeschnitten, wäre es mehrere Stunden lang geworden. Oftmals isst man ja auch nochmal das Gleiche am nächsten Tag, wer schmeisst schon Reste einfach weg? Das wird nochmal aufgewärmt. Es wäre also ein ziemlich langweiliges Video geworden.
Wenn ich doch im Video sage, dass ich morgens , meistens, einen Quark esse, muss ich diesen ja nicht 183 mal auf Bildern zeigen. Jeder weiss doch wie ein Quark aussieht.
Also zeige ich was ich sonst noch alles essen kann, ohne Probleme mit meinem Magen zu bekommen. Ich esse natürlich nicht jeden Tag einen BBQ-Pulled-Chicken-Burger oder Pommes. Aber ich esse es, also sollte ich das auch zeigen. Ich lüge meine Zuschauer ja nicht an und gaukle ihnen vor, dass es bei mir nur mageres Putenfleisch und Salat gibt. Und das jeden Tag.
Für diejenigen, die vor so einer OP stehen, ist es sicher interessant zu sehen, dass man danach nicht tot ist, sondern weiterhin alles essen darf und sich auch mal Pommes gönnen kann. Vorausgesetzt der Magen verträgt es.
Was man bedenken muss: Man sollte alles in Maßen zu sich nehmen und nicht in Massen. Die Menge macht das Gift. Den Spruch kennt bestimmt jeder.
Meine Ernährung ist sehr abwechslungsreich geworden, seit der OP. Es gibt bei mir sowohl viel Protein, als auch Gemüse, Obst und Kohlenhydrate jeglicher Form.
Wenn es zum Mittagessen nur Nudeln gibt, fülle ich meinen Eiweissbedarf am Abend mit einem Quark auf. Diesen nun schon wieder zu fotografieren und auf Instagram hochzuladen, würde meine Follower auch irgendwann langweilen. Und so, teste ich mich durch die verschiedenen Lebensmittel um zu zeigen „hey, mir geht es super. Essen funktioniert trotz Magenbypass und du brauchst dich nicht dein restliches Leben von Flüssignahrung zu ernähren.
Ich bitte dich, denke nicht, dass ein Youtuber so ist, wie sein 20-minütiges Video es zeigt. Es steckt viel mehr dahinter. Du siehst 20 zusammengeschnittene Minuten aus einem Tag mit 24 Stunden. In meinem Video sogar ein Zusammenschnitt von 3 Monaten. Wie kann man da urteilen?
Nur weil ich nicht 183 Bilder von meinem Morgenquark mit Früchten zeige, heisst das ja nicht, dass ich ihn nicht gegessen habe. Mein Video beinhaltet 23 Bilder von verschiedenen Mahlzeiten. Ich habe aber in 3 Monaten nicht nur 23 Mahlzeiten zu mir genommen. Die, die ich zeige, sind einfach nur die
Da ich sicher nicht die Einzige auf YouTube bin, der es so geht, spreche ich also im Namen aller YouTube Kollegen.
Erst denken, dann kommentieren.
Jedoch glaube ich, dass meine klugen Leser sowieso so handeln.
Liebe Grüsse,
Jessi